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32. KOBLENZ GUITAR FESTIVAL & ACADEMY SONNTAG 12. MAI - MONTAG 20. Mai 2024

Uraufführungen 2022

First Performances 2022

Stephen Goss, Donnerstag 2. Juni 20.00, Kurfürstliches Schloss Kaisersaal

Stephen Goss:

Cocktail List

  • Iron Lady (Nobilmente)                   
  • Piña Colada (Cha cha cha)   
  • The Last Word (Funk)           
  • Vieux Carré (Blues)
  • Caipirinha (Choro)    
  • Negroni (Aria nostalgica)                 
  • Alabama Slammer (Song)                
  • Bloody Mary (Hungover)                             
  • Boulevardier (Hot)   
  • Mojito (Son)
  • Vodka Martini (Agitato, non mescolato)                
  • Manhattan (Stomp)

Aniello Desiderio und Zoran Dukic gewidmet, Uraufführung Aniello Desiderio & Zoran Dukic

Cocktail List is a collection of twelve short pieces for two guitars written for Zoran Dukić and Aniello Desiderio. It was commissioned by invited individuals who each chose a cocktail to be characterised in music, either for themselves or as a gift for someone else. Some of the commissioners will be in the audience for the premiere. The pieces vary in length from just a few seconds to nearly 3 minutes. They take in a broad range of musical styles from Italian opera to Brazilian choro, from Berlin cabaret to Detroit funk.

Stephen Goss’s music receives hundreds of performances worldwide each year. It has been recorded on over 80 CDs by more than a dozen record labels, including EMI, Decca, Telarc, Virgin Classics, Naxos, and Deutsche Grammophon. His output embraces multiple genres: orchestral and choral works, chamber music, and solo pieces. Several of Goss’s recent projects have involved the legendary guitarist John Williams, including his Guitar Concerto, which Williams recorded and played on tour with the Royal Philharmonic Orchestra. Some of the world’s leading orchestras to have performed his works include The Russian National Orchestra (under Mikhail Pletnev), The China National Symphony Orchestra, The Scottish Chamber Orchestra, and The Barcelona Symphony Orchestra. He has been commissioned to write works for Ian Bostridge, Evelyn Glennie, William Bennett, and guitarists David Russell, Xuefei Yang, and SoloDuo, among many others. As a guitarist, he worked with Toru Takemitsu, Hans Werner Henze, Peter Maxwell Davies and Elliott Carter, and toured and recorded extensively with the Tetra Guitar Quartet. Stephen Goss is Chair of Composition at the University of Surrey (UK), Director of the International Guitar Research Centre, and a Professor of Guitar at the Royal Academy of Music in London. In 2018 he was made a Fellow of the Royal Academy of Music, an honour limited to 300 living people. He was born in Wales in 1964.

Markus Roth, Sonntag 5. Juni 14.30, Rhein-Mosel-Halle Rheinsaal

 Markus Roth:

her und hin für Gitarre solo (2022)

Uraufführung Liying Zhu

»her und hin« wurde für Liying Zhu geschrieben in Fortsetzung verschiedener Ansätze des ›Kreuzens‹ und Weiterschreibens, mit denen ich mich seit geraumer Zeit beschäftige, um Ideen zu generieren, auf die ich auf andere Weise nicht kommen würde. Das Stück – eine Art Erinnerungstheater, in dem, strukturell wie klanglich, alles mit allem in Beziehung steht –, speist sich aus der spielerischen Konfrontation von Kompositionen von Luys de Narvaez, Manuel da Falla, Ernst Křenek, Luciano Berio und Cornelius Schwehr, die mir in verschiedenen biografischen Bezügen Besonderes bedeutet haben. Es entstehen fortwährende Gespinste von Allusionen und immer neue Färbungen des Leersaitenakkords, während die Eichendorff-Referenz im Titel auf zwei wichtige Strukturprinzipien des Stückes, Alliteration und ›Verkehrung‹. anspielt: Ich hör' die Bächlein rauschen/ Im Walde her und hin,/ Im Walde in dem Rauschen/ Ich weiß nicht, wo ich bin.

Zu Beginn des letzten Abschnitts der Komposition erklingt – als einziges wörtliches Zitat im Stück – ein Takt aus »sub-version« von Cornelius Schwehr, meinem verehrten ersten Lehrer und Förderer. (V/22)

Markus Roth (geb. 1968) ist Professor für Musiktheorie an der Folkwang Universität der Künste. Im Zentrum seines kompositorischen Interesses steht die Frage nach den Schnittstellen zwischen ›Alter‹ und ›Neuer‹ Musik und die Entwicklung neuer kompositorischer Formate im Kontext künstlerischer Forschung. Solo- und Ensemblemusik, Bearbeitungen, Aufführungen im In- und Ausland.

Mathias Schlothfeldt, Sonntag 5. Juni 14.30, Rhein-Mosel-Halle Rheinsaal

Mathias Schlothfeldt:

et rien me respont
Ballade für Gitarre
nach „Je puis trop bien“ von Guillaume de Machaut

Uraufführung Tomasz Zawierucha

Diese Ballade ist eine Liebeserklärung an die Gitarre.

Sie basiert auf der Ballade Nr. 28 Je puis trop bien von Guillaume de Machaut (ca. 1300-1370), aus der auch der Titel et riens ne me respont stammt. In Machauts Ballade wird die Dame, an die sich das Liebeswerben richtet, mit der Statue verglichen, die Pygmalion einst aus Elfenbein formte. Die Dame indessen antwortet nicht, sie schweigt.

Meine Ballade hat die Proportionen bzw. die Form einer Gitarre. Zunächst wird das Instrument von allen Seiten betrachtet – wie von einem Bildhauer, der eine Idee hat und sein Material prüft. Dieser erste Formteil entspricht dem Kopf der Gitarre. Der zweite, tonräumlich enge und repetitive Formteil entspricht dem Hals. Auch im dritten Formteil, der quasi entlang der Zarge schnell den gesamten Tonraum erobert, wird gewöhnlich gespielt – in Analogie zu den zwischen Sattel und Steg klingenden Saiten. An der Stelle, an der bei der Gitarre das Schallloch sitzt, erklingen Fragmente der Ballade von Machaut als Zitat. Im vierten Formteil, der dem Teil des Corpus hinter dem Steg entspricht, wird die Gitarre wieder auf ungewöhnliche Weise gehalten und gespielt.

Wird die Herrin antworten? Die Frage bleibt offen.

Matthias Schlothfeldt (*1968) war Jungstudent in Lübeck und studierte anschließend instrumentale und elektronische Komposition, Musiktheorie und Gitarre in Essen. Seine Kompositionen, in denen er sich einerseits mit Literatur, Sprache und Sprachklang, andererseits mit (Musik-)Geschichte auseinandersetzt, erhielten mehrfach 1. Preise in internationalen Kompositionswettbewerben. Neben Filmmusik und zwei Kinderopern komponierte er 2012 im Auftrag der Duisburger Philharmoniker die Bühnenmusik zum Theaterstück ÜBERdasLEBEN, das über 400 Mal an Schulen gezeigt wurde.
Seit 2005 ist er Professur für Musiktheorie mit den Schwerpunkten Zeitgenössische Musik, Improvisation und Didaktik an der Folkwang Universität der Künste. Dort war er 2011–2021 Beauftragter der Studiengänge Musikpädagogik und 2013–2017 Prorektor für Studium und Lehre.
Ein weiterer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Kompositionspädagogik: Gemeinsam mit Studierenden führt er fortwährend kompositionspädagogische Projekte durch, u.a. in Kooperation mit der Philharmonie Essen, den Duisburger Philharmonikern, den Bochumer Symphonikern sowie dem Kunstmuseum Bochum und dem Museum Folkwang. Außer zu Werken 16./17., des 19. und des 20./21. Jahrhunderts sind zahlreiche Veröffentlichungen zu Fragen der Kompositionspädagogik und der Didaktik der Musiktheorie erschienen: Komponieren im Unterricht (2009, 2015), Mitarbeit am VdM-Lehrplan Musiktheorie und Komposition (2016), Weikersheimer Gespräche zur Kompositionspädagogik (2018).

Immanuel Ott, Sonntag 5. Juni 14.30, Rhein-Mosel-Halle Rheinsaal

Immanuel Ott:

Preludes and Nocturnes

  1. Sleep of the Just
  2. Sound and Fury
  3. The Sound of Her Wings

Uraufführung Tristan Angenendt

Die Titel der Komposition und der Sätze leitet sich von Neil Gaimans Comic-Buch »The Sandman« ab. Im Zentrum der Geschichte steht Dream, Gott des Schlafes und der Träume, der sich im Laufe der Serie permanent wandelt und doch immer unverändert bleibt – unnahbar herrschaftlich und verletzlich zugleich.

Die Gitarre steht in den drei Sätzen der Komposition für diese Eigenschaften. Sie ist sperrig in ihren Limitierungen, zart und sensibel in ihren Klängen – kann aber auch scharf und zupackend sein. Für mich repräsentiert sie dabei eine unmittelbare, ursprüngliche Berührbarkeit von Musik: Im Grunde besteht sie nur aus den Saiten und einem Resonanzkörper, die ohne zusätzliche Mechaniken direkt berührt werden.

Diese unterschiedlichen Aspekte der Gitarre und die damit verbundenen Gitarrenkulturen waren richtungsweisend für die drei Sätze: »Sleep of the Just« ist eine rhapsodische Abtastung unterschiedlicher Register des Instruments, von zartklingenden Flageolett-Tönen hin zu Akkordprogressionen im tiefsten Register, »Sound and Fury« ist eine minimalistische Studie in physikalisch reinen Obertonklängen, »The Sound of Her Wings« kontrastiert hochdeterminiertes Material mit improvisatorischen Entscheidungsmöglichkeiten.

Nicht zuletzt sind die Preludes and Nocturnes persönlich gefärbt: Sie sind Ida und Maya gewidmet, die während der Arbeit an den Sätzen verstorben sind.

Immanuel Ott (*1983) studierte Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Rostock und unterrichtete im Lehrauftrag an den Musikhochschulen in Rostock, Lübeck, Osnabrück und Münster. Von 2011 bis 2015 war er Dozent für Musiktheorie an der Folkwang Universität der Künste in Essen, 2015 wurde er zum Professor für Musiktheorie an die Hochschule für Musik Mainz berufen. Seit April 2017 ist er dort Rektor. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Rekonstruktion von Kompositionsprozessen speziell der Musik der Renaissance. Seine Kompositionen wurden unter anderem von der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und der Norddeutschen Sinfonietta aufgeführt. Von 2016 bis 2020 war er Präsident der Gesellschaft für Musiktheorie (GMTH).

Birger Petersen, Sonntag 5. Juni 14.30, Rhein-Mosel-Halle Rheinsaal

Birger Petersen

tisch für gitarre
(2022)

Die Komposition tisch für Gitarre – für das Koblenz Guitar Festival 2022 entstanden und Andreas Pieper gewidmet – nimmt mittelbar und unmittelbar Bezug auf einen Gedichtzyklus von Manfred Enzensperger (aus endlich boppard, Berlin: Horlemann 2010). Dessen tisch besteht aus siebzehn zum Teil extrem kurzen Gedichten – mit Assoziationsketten wiederkehrender Motivelemente, die sich in unterschiedlicher Weise auf den Kontext rund um das Möbelstück, des Zu-Tisch-Seins bis hin zum Abendmahl beziehen. In dichter Folge begegnen in der Lektüre diverse Protagonisten wie Hunde, Meeresfrüchte, Rotwein und Messer.

Die Übertragung auf die Gitarre ist so unmöglich wie naheliegend – und tisch wird zu »tabula«, die Umschrift zur Tabulatur: In siebzehn Miniaturen werden die Motivkonstellationen Enzenspergers umgesetzt, abgelauscht, umgewidmet, abgewandelt und neu konstruiert.

Birger Petersen wurde 1972 in Lübeck geboren und studierte Musiktheorie, Komposition, Musikwissenschaft, Theologie und Philosophie in Lübeck und Kiel; 2001 Promotion an der Christian Albrechts-Universität Kiel. Neben seiner Lehrtätigkeit in Lübeck, Bremen, Herford, Greifswald und Osnabrück war Birger Petersen zehn Jahre lang Kirchenmusiker im holsteinischen Eutin und schließlich an der Hochschule für Musik und Theater Rostock tätig (2008 Ernennung zum Professor). Seit 2011 Universitätsprofessor für Musiktheorie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; ab 2014 Prorektor, 2015–2017 Rektor der Hochschule für Musik Mainz. Zahlreiche Kompositionspreise, darunter der Terminbörse Amsterdam und des Deutschen Musikrats. 2021 erhielt er für besondere Verdienste in Forschung und Lehre den Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz. Seine Werke erscheinen im Are-Verlag Köln.

Oliver Korte, Sonntag 5. Juni 14.30, Rhein-Mosel-Halle Rheinsaal

Oliver Korte:

Strange Encounters (2022) für Gitarre und Elektronik

  1. Mysterious
  2. Violent
  3. Relaxed

Otto Tolonen gewidmet, Uraufführung Otto Tolonen

Strange Encounters für Gitarre und Elektronik besteht aus drei Tableaus, Erinnerungsprotokollen zufälliger, sonderbarer und unwiederholbarer Begegnungen in der Großstadt. Im ersten und dritten Tableau spielt die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Lebenswelten eine bedeutende Rolle. Mehrere musikalische Schichten verlaufen synchron und unabhängig voneinander – und sind doch ideell miteinander verknüpft, im ersten Satz bspw. durch den Grundgedanken sich spreizender und verjüngender Tonräume, und im letzten durch allgegenwärtige Pendelbewegungen. Im Kontrast zum delikaten Schwebezustand der Ecksätze packt der Mittelsatz mächtig zu; es handelt sich um eine Tour de force aus rabiaten Riffs, eine Art polymetrischen Headbanger.

Oliver Korte, geboren 1969 in Hamburg, ist Professor für Musiktheorie an der Musikhochschule Lübeck und seit 2020 dort Vizepräsident. Als Gastprofessor war er 2017/18 an der Johannes Gutenberg Universität Mainz beschäftigt. Vor seinem Ruf nach Lübeck lehrte er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und Hochschule für Musik und Theater Rostock und war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin. Er studierte Komposition, Musiktheorie und Musikwissenschaft in Hamburg (Dieter Einfeldt), Wien (Erich Urbanner) und Berlin (Helga de la Motte-Haber). Besondere künstlerische Impulse vermittelten ihm private Studien bei Gösta Neuwirth. Er wurde 2002 mit einer Arbeit über Bernd Alois Zimmermanns Ekklesiastische Aktion promoviert.

Die Musik von Oliver Korte ist ausgesprochen physisch. Er kreiert musikalische Objekte, Texturen und Prozesse, die sich unterscheiden nach Volumen, Dichte, Oberfläche, Temperatur, Geschmack und Geruch. Manche sind wuchtig wie Kanonenkugeln, andere ätherisch wie Nebelschleier, manche duften nach Flieder, andere riechen nach Benzin. Kortes Arbeit kreist insbesondere um zwei Gravitationszentren: einerseits die Entwicklung individueller Raumkonzepte (so in seiner abendfüllenden Oper Copernicus, uraufgeführt 2015 in Dresden) und andererseits die Auslotung neuartiger Text-Musik-Relationen (bspw. eine quasi dokumentarische Arbeit mit verschiedenen Textsorten in Copernicus oder Verschlüsselungstechniken in Epigramm – Kryptogramm – Piktogramm für einen sprechenden Trommler). Im gedanklichen Zentrum seiner Kompositionen steht oft die Auseinandersetzung mit der (physischen) Welt und den Optionen und Grenzen des Menschen darin (z.B. im 2007 in Krefeld uraufgeführten Schlagzeugkonzert Die Elemente über chemische Grundstoffe oder in Ludwig W. für Vibraphon und Klarinette aus dem Jahr 2020, einem Kommentar zu Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus).

Foto: Virginia Sierra

Roberto Sierra, Sonntag 5. Juni 18.00, Rhein-Mosel-Halle Rheinsaal

Roberto Sierra:

Duo sonata

  • Preciso
  • Con profunda expresión
  • Rápido
  • Veloz

 Uraufführung Émilie Fend (Gitarre) & Andreas Hermanski (Klarinette)

The Duo sonata, commissioned by Émilie Fend and Andreas Hermanski, belongs to a series of sonatas composed during the last decade. In these works, Sierra reterritorializes the form and brings it into a new context that reflects both his cultural heritage and musical language.

Roberto Sierra’s works catalogue includes orchestral, chamber, and solo works that have been commissioned and performed by some of the most important orchestras, ensembles and soloists in the USA and Europe. The Sonata para guitarra, premiered and written for Manuel Barrueco, was awarded the 2021 Latin Grammy for best contemporary composition. Sierra, born in Puerto Rico (1953), holds the Old Dominion Foundation Professor Emeritus from Cornell University.

Foto: Virginia Sierra